Die Gedichte wirken anfangs oft
regelrecht banal, doch treffen sie immer den Ton, bleiben herrlich
lakonisch und biegen mitunter ab ins Heitere; sie kommen da an,
wohin der Leser selbst vermutlich nie gekommen wäre.
“Noch einmal schaue ich mich um / schön ist es hier / werde ich wiederkommen“ — resümiert das lyrische Ich und erkennt, dass es sich auch woanders packen und “schön ist es hier“ sagen lässt. Neugebauers Texte sind vielfältig, haben ihren eigenen hintergründigen Humor und stellen bisweilen die Banalität in den Begebenheiten des Alltags in all ihrer Absurdität bloß — geradezu valentinesk … doch halt! Gerade, als man loslachen will, hält man inne, denn zum Lachen ist vieles, was vordergründig zum Lachen reizt, eigentlich nicht. Der Kenner genießt und – lächelt. Schon das Hegelmotto zu Beginn gibt den Hinweis, dass hier gewichtige Themen zur Sprache kommen. Neugebauers Texte sind vielfach eine Anleitung zur Selbstfindung. Die Pointen einiger Texte liegen im Halbdunkel des bewusst Ausgesparten. “ich wasche meine hände / jawohl ich wasche sie mir / ungewaschen könnte ich meine hände jetzt nicht / ertragen /ich wüsste gar nicht wohin / gewaschen erst sind sie mein.“ Gäbe es einen gelungeneren Text über das Händewaschen in Unschuld? Tradition klingt an, ist präsent: “Es gehen Bäume, gehen mit hohem Schritt / den Fluss entlang“. Klassische Sujets wie Himmel, Berge, Monde werden nie zum Versatzstück und können immer noch etwas „Neues sagen über den Mond“. Wahrnehmungsgrenzen bzw. –blockaden werden gekonnt aufgeschlüsselt wie im Text „leuchtkäfer“. Der Lebensentwurf eines Sechseinhalbjährigen wird in all seinem Kindlich-Grotesken durchdekliniert. Manch lyrisches Ich sucht das Glück, das ihm nicht in den “Schoß“ gefallen ist, schon mal bei der “Liebsten“ und nimmt in “elegie dreizehn mittags“ eine gänzlich ungebrochene Männerperspektive ein: “in aalen habe ich die ersten brüste meines lebens berührt“. Einige Gedichte könnten als reine Männergedichte gelesen werden … doch halt! Auch hierfür gibt es Liebhaber- und LiebhaberINNEN!!! Insgesamt bin ich von der Vielseitigkeit der Themen und Tonfälle überrascht und begeistert; die Texte sind da eine Bereicherung, wo sie banale Vorgänge der Alltagswelt durch die kindliche Sonnen-Brille neu betrachten.
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