Schnipsel

Mircea Dinescu - "Ein Maulkorb fürs Gras"

Leseeindruck von Werner Friebel
Vielleicht errinnert sich noch manche(r) daran, daß Dinescu den Sturz des rumänischen Diktators Ceaucescu im Dezember 89 als erster im rumänischen Fernsehen verkündete.
Er war von dem Regime wegen seiner kritischen Artikel und Interwiews vorher unter Hausarrest gestellt worden.
Auch in den ausgewählten Gedichten des vorliegenden Bandes (rumänisch/ deutsch) ist diese hinter der Kritik stehende Spannung zwischen individueller Freiheitssuche und Einkerkerung durch ein pathologisches Gesellschaftssystem spürbar, ohne daß Dinescu es nötig hat, sich auf die "triviale" Plattform sogenannter "Politischer Lyrik" zu begeben und agitatorische Dualismen von der Rostra zu lassen.
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Mit feinsinnigen, manchmal zornig-zärtlichen, oft metaphorisch überbordenden Tonlagen schafft er eine sehr persönliche, unmittelbare Atmosphäre zwischen Text und Leser.
Auch seine manchmal kühne Rhythmik unterstreicht den Widerstand des einzelnen gegen jegliche Zwänge der Gleichmacherei; den Paradoxien der Welt hält er die Poesie privater Lebens-Wahlmöglichkeiten entgegen.

"Mit einer Spitzhacke brech ich die Wand auf
und laß euch hineinschaun."

Fischer Taschenbuch Verlag
128 Seiten
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