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Schnipsel

Karen Duve - "Regenroman"

Eine Besprechung von Dieter Löckener


Es beginnt mit einem Wetterbericht, heftige Schauer sind zu erwarten. Martina, die Hübsche mit Augen wie ein angefahrenes Reh und Leon, der kleine, kurzsichtige Dichter finden, passend zum Wetter, eine Wasserleiche. Sie sind auf den Weg nach Priesnitz, genau, Ex DDR, in die man normalerweise nicht zieht, sondern aus der man wegläuft, um dort ein preiswertes, weil verfallenes Häuschen zu beziehen. Leon hat großes vor, will ein prachtvolles Buch über Benno Pfitzner schreiben, Hamburger Kitzfürst, Boxer und Puffbetreiber in einem. Kaum drin in der Bude regnet's ununterbrochen und das Moor wird immer unberechenbarer, hat unserem Dichter schon einen Nike vom Fuß gezogen.
Den bringen die in der Nähe wohnenden netten Schwestern Key und Isadora (Arme wie Keulen, Beine wie Säulen) eines Tages zurück und kurz darauf stellt sich die Frage, welcher Schädel zwischen den mächtigen Schenkeln der nackten Dicken weilt. Der der Dünnen sicher nicht, denn die scheint sich lieber an Martina ranzumachen, die sich massenhaft mit Essenskram aller Art vollstopft. um anschließend alles wieder auszukotzen.
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Zum Kotzen ist auch der Fressnapf vom zugelaufenen Hund Noah, der von Schnecken nur so wimmelt, gut geht es dem Köter nicht, nach einem Bullterrierangriff ähnelt er einem Ikearegal nach dem dritten Umzug.

So langsam bringt der Regen auch die Natur in Fahrt, Schnecken über Schnecken durchstreifen Leon's Welt, dessen Regenschutzmaßnahmen für die verfallene Hütte auch nicht gerade von Erfolg gekrönt sind, auch das Buch versinkt unter Isadoras Körper, sehr zum Mißfallen des Puffkönigs. Hoffentlich kann der schwule Waldschrat Dr. Pollack Leon insoweit wieder herstellen, dass er wenigstens seine Hosen wieder ohne Würstchenzange anziehen kann. Um die farbenprächtige Personenauswahl noch zu steigern tritt auch noch der merkwürdige Weichling Krämer Kerbel auf, der sich gern in Damenwäsche kleidet, hat er vielleicht was mit der Wasserleiche zu tun ? Es ist was los im grossen Regen, wer gedrucktes irres Zeugs schätzt, wird hier kurzweilige knapp 300 Seiten lang nicht in selbigem stehen gelassen.

Karen Duve -"Regenroman"
Eichborn Verlag 1999
299 Seiten
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