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Platten-, CD- und Konzertkritiken

ENCHANT - "Juggling 9 or Dropping 10"

InsideOut Musik / SPV
(12 Titel / ca. 64 Minuten)

ENCHANT wurden Ende der 80er Jahre in den USA gegründet und standen dort bereits ein Jahr später zum ersten Mal mit Marillion auf der Seasons End-Tour auf der Bühne.
Steve Rothery – natürlich allen als Marillion-Gitarrist bekannt -, der einige Songs (vor allem der ersten CD „A Blueprint of the World") von ENCHANT produzierte, brachte sich und seine Gitarre in einem Solo auf dieser CD mit ein.
1996 kam das zweite Album „Wounded" auf den Markt, 1997 gefolgt von „Time Lost" mit teilweise alten überarbeiteten Songs.

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Die neue Platte mit einer Gesamtspielzeit von über 64 Minuten besitzt wie alle anderen den unverkennbaren ENCHANT-Sound mit einem starken eigenen Charakter. Viele Prog-Elemente wie zahlreiche Tempowechsel, melodische, ruhige Parts, melancholische Stellen uvm. sind auf dieser Scheibe zu entdecken.

Vergleicht man dieses Album mit dem vorherigen, welches den Titel „Break" hat, so stellt man fest, dass das jetzige ein bisschen softer und melodiöser ist. Viele ruhige und langsame Elemente und neu verwendete Sounds geben diesem Album einen etwas anderen Schliff.
Der erste Song Paint the Picture (7:03 Minuten) enthält bombastische Keyboardklänge und ein unverkennbares Gitarrensolo von Gitarrist Doug Ott. Besonders charakteristisch ist der Wechsel der seichten Akustik-Gitarren-Parts und den teilweise krassen, sehr ausdrucksstarken Passagen.
Rough Draft (6:14), das wegen seiner Komplexität etwas öfter gehört werden sollte, ist mit einem düsterem Mittelteil ausgeschmückt, während What to say (4:20) und Bite my Tongue (5:41) leicht ins Ohr gehen und auch Nicht-Prog-Fans im Radio vorgespielt werden könnten.
Colors Fade (5:25) weist den typischen ENCHANT-Sound auf, der mal getragen und düster ist, dann aber durch Tempowechsel und „härtere" Melodien abgelöst wird.
Bei dem Song Juggling Knives (5:02) herrschen zunächst befremdend klingende Gitarren vor, die sich wenig später in enchantsche Klänge auflösen.
Das Stück Black Eyes & Broken Glass (4:33) beginnt mit Akustikgitarre und steigert sich in einen dynamischen Song, der mit klagenden Gitarrenklängen endet, die von lebhaften Keyboarduntermalungen abgerundet werden.
Elyse (5:47) ist zwar wieder typisch für ENCHANT, großartige Neuerungen, dass dieser Song etwas ganz Besonderes wäre, sind nicht zu hören.
Shell of the Man (6:01) klingt ein wenig schräg, was ein gut gelungener Kontrast zu den anderen Stücken ist. Auch der weitere Verlauf bringt Abwechslung.
Melancholische Elemente und mitreißende Gitarrensoli charakterisieren den nächsten Song Broken Wave (5:22).
Das Stück Traces (7:19), ruhig und zurückhaltend anfangend, wird nach kurzer Zeit intensiver. Der Mittelteil, in dem der Sänger Ted Leonard nur mit einem Klavier begleitet wird, ist eher untypisch für ENCHANT, erzielt aber beim Hörer einen angenehm traurige Wirkung. Es folgt ein aufregendes Ende mit treibenden Rhythmen, einem exzellenten Gitarrensolo und neu eingesetzten Halleffekten.
Nachdem dieser Song ausgeblendet wird folgt Know That (1:27), das letzte abschließende Stück(chen) gekennzeichnet durch die harmonische Begleitung der Akustikgitarre.

Fazit: Diese Platte, die im allgemeinen ruhiger und melancholischer als die vorherigen ausfällt, mag wohl den Erwartungen der Fans entgegenkommen und diese weiterhin in den Bann ziehen.

Weltbewegende musikalische Neuheiten, die nötig wären, um auch noch nicht von ENCHANT Überzeugte umzustimmen, sind hier jedoch nicht zu finden.
Doch diejenigen, die die Band mögen, werden sich an dieser Scheibe auf jeden Fall erfreuen.

 

Tanja Baumeister

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