Schnipsel

John Grisham - "Das Testament"

Eine Besprechung von Dieter Löckener

Das Feld des Lebens ist bestellt, der angebliche Tumor wächst, nun gilt's ein Testament zu machen, das den unwürdigen Erben möglichst viele Unannehmlichkeiten bereitet, dann kann sich Troy Phelan, zehntreichster Amerikaner in aller Ruhe in die Tiefe stürzen. Kurz vor dem Fall hat er sich klugerweise von einigen Psychiatern einen äußerst klaren Verstand bescheinigen lassen, alles wurde fein säuberlich auf Video mitgeschnitten. Ganze Horden von Verwandten, drei frühere Ehefrauen und sechs Kinder wähnen sich bereits im Milliardendollar-Segen, bei prächtigster Stimmung fließt nicht nur der Champagner in Strömen, Einkaufen im großen Stil ist an der Tagesordnung.
Alle verhalten sich genauso, wie Troy Phelan das vorausgesehen hat, immense Schuldenberge für Porsche und Villen türmen sich auf, sein Testament sieht aber vor, dass nur die Verbindlichkeiten zu seinen Lebzeiten übernommen werden. Richter Wycliff obliegt es, das ausgesprochen boshafte Testament an die Erben zu bringen, denn als Haupterbin ist die uneheliche Tochter Rachel Lane eingesetzt.
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Die kennt bisher keiner, als Missionarin irgendwo zwischen Brasilien und Bolivien muß sie erstmal gefunden werden. Nate O'Riley soll das besorgen, Spezialist für Sporttauchen, Felsklettern, Koks, Alkohol und Entziehungskuren. Zwischendurch zieht das leerausgegangene, treue Faktotum Snead ein paar miese Fäden, als Organisator von Abtreibungen, Bullenbestechungen und als erstklassiger Lügner Troys in allen Lebenslagen war er früher mit einer satten Millionen bedacht. Umweltsünden kommen aufs Trapez, die, an wenigen Beispielen angerissen, jedem einleuchten, der Geschichtsunterricht reicht über die unbarmherzig zuschlagende Zivilisation wie der Einsatz tödlicher Schädlingsbekämpfungsmittel gegen brasilianische Ureinwohner hin zur Belohnung von Kopfgeldjägern für die Ohren ermorderter Indianer.
Natürlich findet O'Riley die demütige Dienerin Christi, doch es fragt sich, wie wird sie reagieren angesichts des unvorstellbaren Dollarnachlasses von 11 Milliarden. Grisham packt hier ein Thema an, das alle interessiert, Geld, Geld und noch mehr Geld. Ständig pendelt er hin und her zwischen etlichen profitierenden Anwälten, dem Erbengesindel und der Aufspürtruppe in Brasilien und genau das macht den Reiz des Romans aus.
Ganz große Spannungselemente sind trotz des Dschungelabenteuer nicht zu bestaunen, lesenswert ist "Das Testament" aber trotzdem allemal.

Heyne Verlag
511 Seiten
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