Schnipsel

Stumme Landschaft

Schöne, stumme Landschaft
einsamer Alleen und
buntbetupfter Haine,
mit flüchtenden Fasanen.
Bis dorthin, wo die Sonne versinkt,
bleichgepflügtes Grasland
und Bitterschokoladenäcker,
Dunkelbraun glänzend
im täuschenden Licht –
irgendwo, nirgendwo.

Bauernhöfe ducken sich
hier und da im Schatten
müder Hecken, dass nur
keiner an die Türen klopfe
und Sprache in die dunklen
Stuben trüge und die
gedankenlosen Fenster
mit fremden Masken fülle.

Die Mauern sehen nur
nach innen, wo alles
seinen Platz hat und
seinen kleinen, engen Sinn,
der keine Flügel hat
und nicht hinauswill.
Kein Mensch, der liebt,
der lebt und lacht und weint.
Kein Wort als wilde Blume,
als üppige, nutzlose Ranke
am offenstehenden Tor.

Selbst das Meer vergisst,
was es erzählen will und
tobt von Zeit zu Zeit über
seine eigene Einfältigkeit.
Abendliches rauhes Kliff,
da draussen ferne Schiffe,
schwarz wie Scherenschnitte.
Lautlos gleiten sie vorbei,
dorthin, wohin sich keiner sehnt.


Edda Gutsche

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