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Schnipsel

Thomas Harris - "Hannibal"

Eine Besprechung von Dieter Löckener


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Auf diese Fortsetzung vom "Schweigen der Lämmer" hat die Welt gewartet, schon kurz nach Erscheinen des Buches war die Spitze der Bestsellerparade erklommen. Ohne großes Gefackel geht Harris gleich zur Sache.
FBI Special Agentin Clarice Starling schiesst schon auf den ersten Seiten einer Ganovin durch die Oberlippe den Hinterkopf weg, die Presse macht Hatz auf die "FBI-Killermachine". Erinnerungen werden wach an ihren aufopferungsvollen Kampf gegen Buffalo Bill vor sieben Jahren und an die Interviews mit Hannibal "The Cannibal" Lecter.
Doch mit dem FBI-Motto "Treue, Tapferkeit und Rechtschaffenheit" ist es nicht weit her, Starling soll abserviert werden, ihr Gegenspieler ist die graue Eminenz Krendler, den sie damals ausgestochen hat. Doch es kommt anders. The Cannibal, der Geflüchtete, mittlerweile fünfzehnfache Mörder meldet sich brieflich, nachdem er seit seinem Ausbruch sieben Jahre spurlos von der Bildfläche verschwunden war.

Das erfährt auch der steinreiche Mason Verger, das einzige überlebende Opfer Lecters, der an Sauerstoff-Apparaturen hängt und aussieht wie ein lebendig gewordener Schock. Über jede Menge Kopfgeld will er Hannibal in seine Gewalt bringen, um ihn anschließend lebendig seinen speziell dafür gedrillten Schweinen zu Fraß vorzuwerfen.
Lecter, als Dr. Fall mittlerweile in Florenz abgetaucht, wäre längst erledigt, hätte sein Entdecker, Commendatore Pazzi nicht Vergers dicke Dollarnoten vor den Augen.
So geblendet, darf er sich schon bald nicht mehr bei bester Gesundheit über Lecters Geständnis wundern, der ernsthaft darüber nachdenkt, Pazzis's leckere Frau zu verspeisen. Zeit für Hannibal, sich aus lauter Sehnsucht wieder in Starlings unmittelbare Nähe in Maryland anzusiedeln und sich zunächst mit dem Lebensnotwendigsten auszustatten, eine Autopsiesäge, Aufbruchmesser, ausgezeichnet in der Hand liegende Todschläger und, als echtes Schnäppchen, einen Schädelmeissel, dazu eine Armbrust. Ja, das sind feinste Utensilien, um aus menschlichen Wesen für die Fleischtheke eine ordentliche Portion Grobgehacktes zubereiten zu können, denn eins ist sicher, bei Thomas Harris fällt eine Schachtplatte etwas anders aus als üblich.
Auch sonst glänzt der Autor durch etliche, nicht alltägliche Einfälle. Da wandern statt Gehirnmasse Pampers in geöffnete Schädel und es bleibt abzuwarten, ob Verger's Hausmuräne Hannibals Nase verkostet während er dabei zusieht, dass die Schweinchen, die immerhin schon einen Filmemacher und dessen tiefgefrorenen Assistenten zur Sau gemacht haben, seine Füsse verspeisen.
Das Ende des Romans erstaunt jedenfalls und lässt nur einen Schluß zu: bei Erscheinen dieser Zeilen bastelt Harris, voll auf der Erfolgsspur, schon kräftig an einer Fortsetzung.

Hoffmann und Campe
527 Seiten
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