Aus einer gewissen Distanz lassen sich Dinge und Geschehnisse oft etwas genauer betrachten,
als wenn sie ein verinnerlichter Bestandteil persönlicher Lebenskultur wären.
Der indische Autor Anant Kumar hat eben diese Wahlmöglichkeit zur Abstands-Perspektive,
wenn er in seinen "Essays und andere Prosa" Reise- und Naturerfahrungen, Alltagsbeobachtungen, Typologien und
deutsche Befindlichkeiten skizziert. Da werden scheinbar nebensächliche Details so kontrastreich ausgeleuchtet, dass die Rahmensituation
nur noch als parodistischer Hintergrund wirkt.
Mit subtiler (Selbst-)Ironie schildert Kumar auch seine Erlebnisse als reisender, vortragender und bücherverkaufender Autor in Goethe-Land.
Dabei richtet er sein Okular oft auf das Absurde, das sich gern an unserer Wahrnehmung vorbeimogeln
will. Schließlich kommt er ja aus "einem Land, in dem es Frauenverbrennungsanlagen gibt und wohin
viele vielmals fliegen, um die kompliziertesten Techniken des Kamasutra zu studieren."
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