LoserEine Geschichte von Marcel Auf der Maur
Trotz einem unbeschwerten Lebenswandel tat er zuverlässig seinen Dienst und lieferte sein Quantum Seelen ab, darunter immer mal wieder ein spektakulärer Fall. Klar war er ein Simpel, der sich mit einfachsten Tricks - Weihwasser, Kreuze, Heiligenbildchen etc. - über’s Ohr hauen liess. Diese Einfalt eines wackeren Gesellen aber machte ihn nur noch populärer und volkstümlicher.
Sein Fehler war es, dass er sich nicht
weiterbildete und es ihm nie in den Sinn
kam, seine Karriere zu planen. Ueberhaupt
fehlte ihm doch jegliches Interesse für
das Zeitgeschehen! Es beschäftigte ihn ja
nichts weiteres als sein Vergnügen
einerseits und die ewig gleiche
menschliche Schlechtigkeit anderseits. Von
dieser Warte aus verändert sich die Welt
tatsächlich kein bisschen, nicht in
tausend Jahren. Er realisierte dann viel
zu spät, dass Gott tot war. Als er zum
ersten Mal davon hörte, war er vollkommen
baff. Er hielt die ganze Sache für eine
Wendung der Schlechtigkeit, die ihm - kaum
zu glauben - bislang noch nicht
untergekommen war. Mit gespitzten Ohren
und offenem Mund lauschte er, wenn ‘jene
freche Rede’ ging. Er fragte jedermann
zehn Mal, was denn ‘jene freche Rede’
bedeute. Kurzum: er hatte alles
Wesentliche verpasst; nun war es viel zu
spät. Erst jetzt dämmerte ihm, dass er sich auf nichts anderes verstand, als Seelen für die Hölle zu beschaffen - deren Inventar zur gleichen Zeit von einer Firma für exklusives Design abtransportiert wurde, soweit es noch brauchbar schien. Hätte er sich rechtzeitig weitergebildet! Es hätte ihm doch gelingen müssen, in eine andere Branche zu wechseln, beispielsweise in die Unternehmensberatung oder in die Werbung. Tatsache aber ist, dass er in der neuen Situation keine Spur von Kreativität und Flexibilität zeigte. Wie traurig es heute um ihn steht, erlebten wir anlässlich unseres Besuches. Es ist beschämend, einen Mann mit seiner Vergangenheit in einem so hilflosen Zustand anzutreffen. Mit Wehmut realisierten wir, wie schnell die Zeit vergeht... Aber der Reihe nach. Sogar der ungeschickteste Teufel muss in dieser dummen Situation auf die Idee kommen, seine Beziehungen zu nutzen. Er wandte sich mit einer bescheidenen, ja demütigen Bittschrift an diverse kirchliche und bürgerliche Würdenträger, wonach man seine weitere Unterstützung wohlwollend prüfen solle, bis sich seine Situation schliesslich klären müsse und er eine neue Aufgabe erhalte. So naiv war er damals! Obwohl die Herzlosigkeit, Schadenfreude und Gemeinheit doch sein Tagesgeschäft gewesen war, bemerkte er erst anlässlich der Besuche, die er in eigener Sache antrat, wie spitz die Gesichter der Menschen werden konnten, hörte erst jetzt, wie schneidend klar ihre bedauernden Stimmen klangen. Er trollte sich unter höhnischen Blicken, die er nur zu gut verstand: ‘Schau dich an! Was für eine Null! Kein Funken Stolz in der Brust!’ Nun realisierte er auch, wie überaus beschäftigt die einfachen Leute waren. Sie hatten sehr viel mit der Planung ihres Lebens, mit ihrem Beruf, mit der Zukunft ihrer Kinder, mit der Bank und der Versicherung, mit allerlei Geräten, mit ihren komplizierten Hobbies zu tun. Wenn er sich mit seinem nebulösen Geschwätz einem schlechten Menschen aus dem Volk näherte, was er noch ein paar Mal versuchte, schnauzte ihn dieser mit Sicherheit nach einer Minute an, dass er ihm die Zeit stehle, und dass er nicht verstehe, was er überhaupt von ihm wolle. Er verwahrloste und verlotterte innert kürzester Zeit. Nur in der Depression, die sich bleischwer auf ihn legte, schaffte er den Anschluss an die neue Zeit. Bei jeder Gelegenheit stimmte er fortan sein grosses Klagelied an, wonach er sich um die Zivilisation verdient gemacht habe, um die gesamte christlich-abendländische Welt, und jetzt nur Undank ernte. Im Altersheim, wo wir ihn besuchten, lebt der Teufel inzwischen schon sechzehn Jahre. Herr Steingerb, der Heimleiter, der auch ein hervorragender Kenner der Biographie des Teufels ist, erklärte uns, dass der Teufel vom solidarischen Sozialsystem habe profitieren können. Obwohl er selber keine Altersvorsorge getroffen habe, sei er in den Genuss einer staatlichen Rente gekommen, nachdem er sich ordnungsgemäss angemeldet habe. Es sei ihm, der zuvor auf der Strasse lebte, zudem einer der Plätze für Minderbemittelte im schönen Altersheim Bergesruh zugefallen. Der Teufel selber gab auf unsere Fragen keine Antwort, ja reagierte nicht einmal darauf. Er sass stumm, zahnlos und krumm in seinem Rollstuhl und blickte ins Leere. Schwester Monika brachte ihn wenig später auf sein Zimmer, damit er zu seinem Nachmittagsschlaf kam. Wir hatten dann auch noch die Gelegenheit, uns mit Schwester Monika zu unterhalten. Der Teufel sei ein ordentlicher, aber schweigsamer Pensionär, erzählte sie, der sich mit den anderen Bewohnern nicht recht anfreunden wolle. In letzter Zeit scheine er zunehmend in seine Jugend zurückzufallen. Er fluche zuweilen wüst und ausdauernd, versuche die Schwestern anzufassen, und strahle dabei über’s ganze Gesicht. Ausserdem plappere er manchmal Anekdotisches aus seinem Leben daher, was meist mit Zoten ende. Verschiedene Angehörige anderer Pensionäre hätten sich deswegen schon beschwert. Der Teufel mache es wohl nicht mehr lange, fügte sie leise an. Nachdem er unsere Beklemmung bemerkte, versicherte uns Herr Steingerb mit einem Lachen, dass der Teufel im «Bergesruh» gut aufgehoben sei. Er sehe die Sache nicht so pessimistisch wie Schwester Monika und glaube, dass der Teufel noch sehr alt werden könne.
Als wir im Car nach Hause fuhren, blieb es
eine Weile still. Alle mussten an die
frühere Zeit denken und daran, wie schnell
alles geht und wie schnell das Leben
vorüber zieht. Dann aber begann jemand zu
singen, und wir stimmten alle kräftig ein.
Es war eine sehr schöne Rückfahrt. Schon
kamen wir auf dem Gemeindeparkplatz an;
wir verabschiedeten uns, und verstreuten
uns in alle Winde. Am nächsten Donnerstag
wollen wir dann den Rheinfall bei
Schaffhausen besichtigen.
Loser
In seinen guten Tagen war er der “Teuffel”
Doppel-F. Wo immer damals was los war - er
war dabei. Er feierte gern und gut,
verstand es, mit seinem Bariton
schaurig-schöne Lieder zu singen, und
trieb’s beizeiten mit manchem lustigen
Fräulein.
Sein Fehler war es, dass er sich nicht
weiterbildete und es ihm nie in den Sinn
kam, seine Karriere zu planen. Ueberhaupt
fehlte ihm doch jegliches Interesse für
das Zeitgeschehen! Es beschäftigte ihn ja
nichts weiteres als sein Vergnügen
einerseits und die ewig gleiche
menschliche Schlechtigkeit anderseits. Von
dieser Warte aus verändert sich die Welt
tatsächlich kein bisschen, nicht in
tausend Jahren. Er realisierte dann viel
zu spät, dass Gott tot war. Als er zum
ersten Mal davon hörte, war er vollkommen
baff. Er hielt die ganze Sache für eine
Wendung der Schlechtigkeit, die ihm - kaum
zu glauben - bislang noch nicht
untergekommen war. Mit gespitzten Ohren
und offenem Mund lauschte er, wenn ‘jene
freche Rede’ ging. Er fragte jedermann
zehn Mal, was denn ‘jene freche Rede’
bedeute. Kurzum: er hatte alles
Wesentliche verpasst; nun war es viel zu
spät. Erst jetzt dämmerte ihm, dass er sich auf nichts anderes verstand, als Seelen für die Hölle zu beschaffen - deren Inventar zur gleichen Zeit von einer Firma für exklusives Design abtransportiert wurde, soweit es noch brauchbar schien. Hätte er sich rechtzeitig weitergebildet! Es hätte ihm doch gelingen müssen, in eine andere Branche zu wechseln, beispielsweise in die Unternehmensberatung oder in die Werbung. Tatsache aber ist, dass er in der neuen Situation keine Spur von Kreativität und Flexibilität zeigte. Wie traurig es heute um ihn steht, erlebten wir anlässlich unseres Besuches. Es ist beschämend, einen Mann mit seiner Vergangenheit in einem so hilflosen Zustand anzutreffen. Mit Wehmut realisierten wir, wie schnell die Zeit vergeht... Aber der Reihe nach. Sogar der ungeschickteste Teufel muss in dieser dummen Situation auf die Idee kommen, seine Beziehungen zu nutzen. Er wandte sich mit einer bescheidenen, ja demütigen Bittschrift an diverse kirchliche und bürgerliche Würdenträger, wonach man seine weitere Unterstützung wohlwollend prüfen solle, bis sich seine Situation schliesslich klären müsse und er eine neue Aufgabe erhalte. So naiv war er damals! Obwohl die Herzlosigkeit, Schadenfreude und Gemeinheit doch sein Tagesgeschäft gewesen war, bemerkte er erst anlässlich der Besuche, die er in eigener Sache antrat, wie spitz die Gesichter der Menschen werden konnten, hörte erst jetzt, wie schneidend klar ihre bedauernden Stimmen klangen. Er trollte sich unter höhnischen Blicken, die er nur zu gut verstand: ‘Schau dich an! Was für eine Null! Kein Funken Stolz in der Brust!’ Nun realisierte er auch, wie überaus beschäftigt die einfachen Leute waren. Sie hatten sehr viel mit der Planung ihres Lebens, mit ihrem Beruf, mit der Zukunft ihrer Kinder, mit der Bank und der Versicherung, mit allerlei Geräten, mit ihren komplizierten Hobbies zu tun. Wenn er sich mit seinem nebulösen Geschwätz einem schlechten Menschen aus dem Volk näherte, was er noch ein paar Mal versuchte, schnauzte ihn dieser mit Sicherheit nach einer Minute an, dass er ihm die Zeit stehle, und dass er nicht verstehe, was er überhaupt von ihm wolle. Er verwahrloste und verlotterte innert kürzester Zeit. Nur in der Depression, die sich bleischwer auf ihn legte, schaffte er den Anschluss an die neue Zeit. Bei jeder Gelegenheit stimmte er fortan sein grosses Klagelied an, wonach er sich um die Zivilisation verdient gemacht habe, um die gesamte christlich-abendländische Welt, und jetzt nur Undank ernte. Im Altersheim, wo wir ihn besuchten, lebt der Teufel inzwischen schon sechzehn Jahre. Herr Steingerb, der Heimleiter, der auch ein hervorragender Kenner der Biographie des Teufels ist, erklärte uns, dass der Teufel vom solidarischen Sozialsystem habe profitieren können. Obwohl er selber keine Altersvorsorge getroffen habe, sei er in den Genuss einer staatlichen Rente gekommen, nachdem er sich ordnungsgemäss angemeldet habe. Es sei ihm, der zuvor auf der Strasse lebte, zudem einer der Plätze für Minderbemittelte im schönen Altersheim Bergesruh zugefallen. Der Teufel selber gab auf unsere Fragen keine Antwort, ja reagierte nicht einmal darauf. Er sass stumm, zahnlos und krumm in seinem Rollstuhl und blickte ins Leere. Schwester Monika brachte ihn wenig später auf sein Zimmer, damit er zu seinem Nachmittagsschlaf kam. Wir hatten dann auch noch die Gelegenheit, uns mit Schwester Monika zu unterhalten. Der Teufel sei ein ordentlicher, aber schweigsamer Pensionär, erzählte sie, der sich mit den anderen Bewohnern nicht recht anfreunden wolle. In letzter Zeit scheine er zunehmend in seine Jugend zurückzufallen. Er fluche zuweilen wüst und ausdauernd, versuche die Schwestern anzufassen, und strahle dabei über’s ganze Gesicht. Ausserdem plappere er manchmal Anekdotisches aus seinem Leben daher, was meist mit Zoten ende. Verschiedene Angehörige anderer Pensionäre hätten sich deswegen schon beschwert. Der Teufel mache es wohl nicht mehr lange, fügte sie leise an. Nachdem er unsere Beklemmung bemerkte, versicherte uns Herr Steingerb mit einem Lachen, dass der Teufel im «Bergesruh» gut aufgehoben sei. Er sehe die Sache nicht so pessimistisch wie Schwester Monika und glaube, dass der Teufel noch sehr alt werden könne.
Als wir im Car nach Hause fuhren, blieb es
eine Weile still. Alle mussten an die
frühere Zeit denken und daran, wie schnell
alles geht und wie schnell das Leben
vorüber zieht. Dann aber begann jemand zu
singen, und wir stimmten alle kräftig ein.
Es war eine sehr schöne Rückfahrt. Schon
kamen wir auf dem Gemeindeparkplatz an;
wir verabschiedeten uns, und verstreuten
uns in alle Winde. Am nächsten Donnerstag
wollen wir dann den Rheinfall bei
Schaffhausen besichtigen.
Loser
In seinen guten Tagen war er der “Teuffel”
Doppel-F. Wo immer damals was los war - er
war dabei. Er feierte gern und gut,
verstand es, mit seinem Bariton
schaurig-schöne Lieder zu singen, und
trieb’s beizeiten mit manchem lustigen
Fräulein.
Sein Fehler war es, dass er sich nicht
weiterbildete und es ihm nie in den Sinn
kam, seine Karriere zu planen. Ueberhaupt
fehlte ihm doch jegliches Interesse für
das Zeitgeschehen! Es beschäftigte ihn ja
nichts weiteres als sein Vergnügen
einerseits und die ewig gleiche
menschliche Schlechtigkeit anderseits. Von
dieser Warte aus verändert sich die Welt
tatsächlich kein bisschen, nicht in
tausend Jahren. Er realisierte dann viel
zu spät, dass Gott tot war. Als er zum
ersten Mal davon hörte, war er vollkommen
baff. Er hielt die ganze Sache für eine
Wendung der Schlechtigkeit, die ihm - kaum
zu glauben - bislang noch nicht
untergekommen war. Mit gespitzten Ohren
und offenem Mund lauschte er, wenn ‘jene
freche Rede’ ging. Er fragte jedermann
zehn Mal, was denn ‘jene freche Rede’
bedeute. Kurzum: er hatte alles
Wesentliche verpasst; nun war es viel zu
spät. Erst jetzt dämmerte ihm, dass er sich auf nichts anderes verstand, als Seelen für die Hölle zu beschaffen - deren Inventar zur gleichen Zeit von einer Firma für exklusives Design abtransportiert wurde, soweit es noch brauchbar schien. Hätte er sich rechtzeitig weitergebildet! Es hätte ihm doch gelingen müssen, in eine andere Branche zu wechseln, beispielsweise in die Unternehmensberatung oder in die Werbung. Tatsache aber ist, dass er in der neuen Situation keine Spur von Kreativität und Flexibilität zeigte. Wie traurig es heute um ihn steht, erlebten wir anlässlich unseres Besuches. Es ist beschämend, einen Mann mit seiner Vergangenheit in einem so hilflosen Zustand anzutreffen. Mit Wehmut realisierten wir, wie schnell die Zeit vergeht... Aber der Reihe nach. Sogar der ungeschickteste Teufel muss in dieser dummen Situation auf die Idee kommen, seine Beziehungen zu nutzen. Er wandte sich mit einer bescheidenen, ja demütigen Bittschrift an diverse kirchliche und bürgerliche Würdenträger, wonach man seine weitere Unterstützung wohlwollend prüfen solle, bis sich seine Situation schliesslich klären müsse und er eine neue Aufgabe erhalte. So naiv war er damals! Obwohl die Herzlosigkeit, Schadenfreude und Gemeinheit doch sein Tagesgeschäft gewesen war, bemerkte er erst anlässlich der Besuche, die er in eigener Sache antrat, wie spitz die Gesichter der Menschen werden konnten, hörte erst jetzt, wie schneidend klar ihre bedauernden Stimmen klangen. Er trollte sich unter höhnischen Blicken, die er nur zu gut verstand: ‘Schau dich an! Was für eine Null! Kein Funken Stolz in der Brust!’ Nun realisierte er auch, wie überaus beschäftigt die einfachen Leute waren. Sie hatten sehr viel mit der Planung ihres Lebens, mit ihrem Beruf, mit der Zukunft ihrer Kinder, mit der Bank und der Versicherung, mit allerlei Geräten, mit ihren komplizierten Hobbies zu tun. Wenn er sich mit seinem nebulösen Geschwätz einem schlechten Menschen aus dem Volk näherte, was er noch ein paar Mal versuchte, schnauzte ihn dieser mit Sicherheit nach einer Minute an, dass er ihm die Zeit stehle, und dass er nicht verstehe, was er überhaupt von ihm wolle. Er verwahrloste und verlotterte innert kürzester Zeit. Nur in der Depression, die sich bleischwer auf ihn legte, schaffte er den Anschluss an die neue Zeit. Bei jeder Gelegenheit stimmte er fortan sein grosses Klagelied an, wonach er sich um die Zivilisation verdient gemacht habe, um die gesamte christlich-abendländische Welt, und jetzt nur Undank ernte. Im Altersheim, wo wir ihn besuchten, lebt der Teufel inzwischen schon sechzehn Jahre. Herr Steingerb, der Heimleiter, der auch ein hervorragender Kenner der Biographie des Teufels ist, erklärte uns, dass der Teufel vom solidarischen Sozialsystem habe profitieren können. Obwohl er selber keine Altersvorsorge getroffen habe, sei er in den Genuss einer staatlichen Rente gekommen, nachdem er sich ordnungsgemäss angemeldet habe. Es sei ihm, der zuvor auf der Strasse lebte, zudem einer der Plätze für Minderbemittelte im schönen Altersheim Bergesruh zugefallen. Der Teufel selber gab auf unsere Fragen keine Antwort, ja reagierte nicht einmal darauf. Er sass stumm, zahnlos und krumm in seinem Rollstuhl und blickte ins Leere. Schwester Monika brachte ihn wenig später auf sein Zimmer, damit er zu seinem Nachmittagsschlaf kam. Wir hatten dann auch noch die Gelegenheit, uns mit Schwester Monika zu unterhalten. Der Teufel sei ein ordentlicher, aber schweigsamer Pensionär, erzählte sie, der sich mit den anderen Bewohnern nicht recht anfreunden wolle. In letzter Zeit scheine er zunehmend in seine Jugend zurückzufallen. Er fluche zuweilen wüst und ausdauernd, versuche die Schwestern anzufassen, und strahle dabei über’s ganze Gesicht. Ausserdem plappere er manchmal Anekdotisches aus seinem Leben daher, was meist mit Zoten ende. Verschiedene Angehörige anderer Pensionäre hätten sich deswegen schon beschwert. Der Teufel mache es wohl nicht mehr lange, fügte sie leise an. Nachdem er unsere Beklemmung bemerkte, versicherte uns Herr Steingerb mit einem Lachen, dass der Teufel im «Bergesruh» gut aufgehoben sei. Er sehe die Sache nicht so pessimistisch wie Schwester Monika und glaube, dass der Teufel noch sehr alt werden könne. Als wir im Car nach Hause fuhren, blieb es eine Weile still. Alle mussten an die frühere Zeit denken und daran, wie schnell alles geht und wie schnell das Leben vorüber zieht. Dann aber begann jemand zu singen, und wir stimmten alle kräftig ein. Es war eine sehr schöne Rückfahrt. Schon kamen wir auf dem Gemeindeparkplatz an; wir verabschiedeten uns, und verstreuten uns in alle Winde. Am nächsten Donnerstag wollen wir dann den Rheinfall bei Schaffhausen besichtigen.
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