Schnipsel

"Die langen Ruder"
- neue Gedichte von Jörg Neugebauer

Kurzrezension von Werner Friebel

Alter schützt vor Aufmüpfigkeit nicht, vor allem, wenn man nicht "mit dem Hund geht" und sich traut "jetzt wo's gilt/ 's Maul aufreissen/ wenn's sein muß/ bis zum Hosenladen hinunter/ weil's sein muß".
Jaja, Jörg Neugebauer, das alte Meer, wirft seinen Fans im neuen Lyrikband "Die langen Ruder" nicht nur Feingebäck zum Knabbern hin, sondern überrascht immer wieder mit irritierenden Wendungen in einer fast "trockenen" Metaphorik.
Ziemlich gelassen, dafür umso intensiver taucht er seine langen Ruder ins Endliche, Vergängliche ohne zu jammern, denn "schließlich hat man/ mit gar nichts gerechnet".
Eine gehörige Portion Spott und Selbstironie flunkert durch die 52 Gedichte des Neu-Ulmers und mag auch seine Tinte zwischen königsblau und schwarz wechseln, vernimmt man doch hinter dem Anschein der Melancholie das amüsierte Kichern eines Fauns, dem so manches gelungen ist.
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Vielleicht fehlt "traditionellen" Gedichteliebhabern in manchen Texten beim wiederholten Lesen die "Tiefgründigkeit" und rhythmische Stringenz, was aber dem Assoziationsreichtum und folglich Genuss dieser ausdrucksreichen Sprache nichts wegnimmt.
Das verdächtige Etikett "Pop-Lyrik" kann man Jörg Neugebauer jedenfalls nicht ans geputzte Gewehr heften - dazu sind seine Stückerl auch einfach zu schlau.
Und bei einem Anfall von "Alters-Depri" dope ich mich gern mal "Katze und Mond" und ahne dann, was ich vielleicht alles noch kann ;-)

Wiesenburg Verlag
Hardcover-Einband, 72 Seiten, € 14,90

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