Das Reden über Sex ist in unserer Gesellschaft schon seit einer Generation kein Tabu mehr - darüber zu reden, keinen zu haben, allerdings sehr wohl.
Das trauen sich die 11 Frauen und 11 Männer in dieser Dokumentation, teilweise sentimental, manchmal wütend, frustriert, selbstmitleidig - aber immer ungeschönt. Renate Wichers hat wohl bewusst darauf verzichtet, die mitgeschnittenen O-Töne ihrer Interviewten literarisch zu beschönigen, um die Authentizität zu erhalten.
Die Erzähler(innen) stammen aus unterschiedlichen sozialen Schichten und Altersgruppen, hatten teilweise professionell mit Sex tun (ein ehemaliges Callgirl outet sich) oder im Gegenteil noch nie oder seit langer Zeit keinen Sex gehabt. Obwohl sich die meisten danach sehnen.

In diesen sehr individuellen Geschichten über Beziehungs- und Versagensängste, über Erwartungen & Enttäuschungen, über schräge Lebenslagen findet wohl fast jeder Leser Anklänge zu seiner eigenen Geschichte.
Die Doku war dem SPIEGEL im November 05 zwei Seiten wert, wohl auch deshalb, weil die Erzählungen nicht exhibitionistisch daherkommen, sondern aufzeigen, daß Sex zwar 'n netter Partyschnack sein kann, aber schnell langweilig und überflüssig wird, wenn das Herz nicht dabei ist...