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Schnipsel

Anne Perry - "Schatten über Bedford Square"

Eine Besprechung von Dieter Löckener

London im Jahre 1891, also genau die Zeit, als Erpresserbriefe nicht mit den Computer geschrieben, sondern Buchstabe für Buchstabe aus der Times ausgeschnitten wurden.
Da wird ein Toter gefunden, direkt vor dem hochherrschaftlichen Haus des Generals Balantyne, in der Tasche der Leiche wird dessen unverwechselbare Schnupftabakdose gefunden. Sicher ist das nur ein dummer Zufall, aber immerhin war Balentynes Tochter vor etlichen Jahren in die Mordsache von Devils Street verwickelt. Es muß ein Kampf stattgefunden haben, ein Droschkenunfall scheidet als Todesursache aus, leider hat der diensthabende Laternenanzünder nichts bemerkt.
Oberinspektor Pitt von Scotland Yard übernimmt die Ermittlungen und stellt fest, dass der General erpresst wird, mit der unwürdigen Beschuldigung der Feigheit vor dem Feind. Weitere Erpressungen folgen, da ist wohl eine großangelegte politische Verschwörung im Gange, mit der jemand der Geltung von Recht und Gesetz im Lande die Grundlage entziehen will.
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Auch Pitt's Vorgesetzter Cornwallis erhält einen Brief mit der Behauptung, er hätte die mutige Tat eines anderen für seine eigene ausgegeben. Der Richter White soll Vater des Sohnes seines Freundes sein, ein Banker soll Kundengelder veruntreut haben, auch Persönlichkeiten vom Innen- und Aussenministerium gehören zu den Betroffenen, stets werden angesehene Londoner unehrenhafter Handlungsweisen bezichtigt.
Da keine konkreten Forderungen gestellt werden, scheint es nicht um Geld zu gehen, sondern darum, Männer in Machtpositionen zu korrumpieren. Der Erpresser ist geschickt, hat sich in allen Fällen auf Ereignisse bezogen, die weit in der Vergangenheit liegen, ein widerlegen der Vorwürfe ist da trotz tatkräftiger Mithilfe von Pitts Gattin Charlotte und Lady Vespasia äußerst schwierig.
Schatten über Bedford Square ist natürlich kein rasanter Aktionreisser, bietet aber geschichtsbewußten Lesern unbeschwertes Lesevergnügen ohne jede Chance, vorzeitig dem Täter auf die Spur zu kommen.

Heyne Verlag
376 Seiten
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