Kathy Reichs - "Knochenarbeit"

Ihr Debüt "Tote lügen nicht" war schon ein kerniger Reisser und wurde auf diesen Seiten entsprechend gewürdigt, "Knochenarbeit" erreicht schnell ähnliches Format. Es startet beschaulich mit geplatzten Exhumierungen, denn die Leichen sind nicht da, wo sie sein sollten, Elisabeth und Aurelie haben sich sozusagen vom Gottesacker gemacht. Auftraggeber der Graberei ist der Vatikan für eine beabsichtigte Seligsprechung, da wird schnell klar, dass historische Heilige nicht so einfach verloren gehen. Zwischendurch ein Brandfall, logischerweise mit detailgetreuer Schilderung der Opferzustände. Wenigstens riechen verkohlte Leichen nicht so streng, vor allem dann nicht, wenn sie zur besseren Durchlüftung mit Ein- und Ausschußöffnungen im Kopf ausgestattet wurden.

Die nächsten vier Ermordeten lassen nicht lange auf sich warten, darunter zwei Babies mit herausgeschnittenen Herzen, angeblich gibt es neue schwarze Männer, die rituelle Kindermorde praktizieren. Hier gilt, wer den dämonischen Sittenkodex verletzt, wird Teil der Choreographie eines höllischen Rituals. Doch damit nicht genug, Carole wird gefunden, wurde an den Handgelenken aufgehängt, geschlagen, von grossen Hunden zerbissen und anschließend noch bei lebendigem Leibe verbrüht. Neben Problemen mit ihrer Schwester Harry kommt da viel Arbeit auf Dr. Tempe Brennan, forensische Antropologin am Gerichtsmedizinischen Institut und Gutachterin für den Quebecer Leichenbeschauer zu. Da atmen Maden durch den Hintern, wobei Käsemaden sogar das neunzigfache der eigenen Körperlänge abhüpfen können, legen Schmeißfliegen riesige Eierhaufen, sind Babyknochen leider zu zerbrechlich zum abkochen. Reichlich Stoff also, um mit "Knochenarbeit" etliche appetitanregende und aufwühlende Stunden zu verbringen, vor allem, wenn so ab Mitte des Buches der Tod ohne Gnade in die Brennan's Insel des Friedens eindringt. Karl Blessing Verlag 1999 416 Seiten Bestellmöglichkeit