Schnipsel

belangloser schriftverkehr

ich könnte doch mal meine augen
verdrehen und die streifen ihrer
aschgrauen iris in die vergammelten
straßenecken neben dem billigen
italiener bohren damit die tasten
wenn sie ganz entgegen dem gängigen
credo meine blicke ins kühle weiß
teurer flachbildschirme tackern
damit diese tasten und meine hart
gewordenen fingerkuppen wenn sie
abwechselnd einen koitus mit
kunststoff und weinglas probieren
damit diese tasten also sich
gemeinsam mit kopulierenden fingern
an verlage und ihre lektoren verkaufen
und genauso schön von grundsätzen
rutschen wie die zeilenumbrüche
junger aufstrebender nachwuchsautoren
mensch ich könnte doch mal
die literarische logorrhöe zelebrieren
damit ich schließlich stolz auf
hochglanzumschläge und zartes
ziemlich teures papier meine
bitteren tränen träufeln darf und mich
offiziell als lyrikerin bezeichnen die
alle herzen ihrer sicher zahllosen leser
berührt mittels lyrischer betrachtungen
von vergammelten straßenecken neben
dem billigen italiener am hauptbahnhof
das könnte ich doch mal für lektoren
versuchen und es ist auch höchste
zeit denn meine fingerkuppen werden
langsam schlaff und der kunststoff
meiner tasten zu trocken für weiteren
belanglosen schriftverkehr




© Marina Bartolovic (Heidelberg, 2007)

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