Der Plot: Die in der Gegenwart im ostdeutschen Gadebusch lebende Schülerin Ambra findet eines Tages die verschollenen
Briefe von Stirners zweiter Ehefrau Marie Dähnhardt an deren Freundin Fanny, in denen eine emanzipierte, frei denkende und
doch sehr verletzliche Frau offen über ihre Männerbeziehungen und ihre gescheiterte Ehe mit dem Philosophen schreibt.
Ambra, ebenfalls in mehrere Männerbeziehungen gleichzeitig verstrickt, sieht viele Parallelen zu ihrem eigenen Leben und
macht sich auf Spurensuche, in deren Verlauf sie den arbeitslosen Berliner Philosophen Robert Weigert, einen Stirner-Spezialisten,
kennenlernt und sich in ihn verliebt.
Die Briefe Marie Dähnhardts sind der rote Faden des Romans, von Spots auf Ambras gegenwärtiges Leben
unterbrochen und so in gegenseitiger Reflexion Ausdruck der Gedanken- und Gefühlsverwandschaft beider Frauen.
Max Stirner wird dabei fast zur Randfigur, da er nur als unangenehm empfundene 3. Person in den Briefen, die auch ein
Sittenbild der Freidenker-Szene des damaligen Berlin zeichnen, auftaucht.
Wie in ihren früheren Büchern gelingt es Sabine Scholz auch diesmal, mit flüssigem und variablem Schreibstil
Lesespannung zu erzeugen und ihr Hauptthema "Liebe" nicht mit Schwulst zu beschmutzen, sondern in sensiblen Subtexten
den Facettenreichtum ihrer Charaktere auszuloten.