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Platten-, CD- und Konzertkritiken

Spock’s Beard - "V"

Inside Out/spv (6 Titel, 63 Minuten)
Discipline Global Mobile (4 CD-Box, 44 Titel/Abschnitte, ca. 215 Minuten)

Der über 16-minütige Opener „At the End of the Day" enthält so ziemlich alles, was (nicht nur) Spock's Beard–Fans erwarten. Einerseits sind die für die Band charakteristischen expressiven Sounds, andererseits aber auch neuartige Klangfarben zu entdecken. Dieser Song, welcher zunächst langsam beginnt und sich wenig später in ausdrucksstarke Melodien steigert, ist sehr abwechslungsreich: sowohl langsame, sphärische Klänge und Phrasen als auch druckvolle Passagen sind zu finden. Besonders reizvoll sind die lateinamerikanischen Elemente: so wären da zum Beispiel die Gitarrenzwischenspiele mit interessanten Perkussionsrhythmen unterlegt oder – mal etwas ganz anderes – der mitreißende Part mit dem Trompetensound. Zwischendurch treten die für die „Beardies" unverkennbaren rockigen Gitarrensounds in den Vordergrund. Dieses Stück lebt ebenso von zahlreichen genialen Keyboard- und Gitarrensoli. Kurzum: Ein hervorragend gelungener Song, der bewegt!

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Das zweite Stück "Revelation" (6:05) besitzt einen äußerst "kraftvollen" Refrain. Dieser wechselt sich mit der etwas ruhigeren Strophe und den Zwischenspielen ab. Meiner Meinung nach ist dies ein hörenswerter eingängiger Song, der aber nicht mit dem Opener konkurrieren kann.
"Thoughts (Part II)" (4:39) ist meines Erachtens der beste kurze Song dieser CD oder besser: der beste kurze Song von Spock’s Beard überhaupt! Das Stück beginnt mit einer ruhigen Gesangsmelodie von einer Akustikgitarre unterstützt und geht wenig später in ein effektvoll gespieltes Klavierthema über. Hiernach beweisen alle Musiker mit dem mehrstimmigen A-capella-Teil ihre Gesangskünste! Einfach genial! Außergewöhnlich sind vor allem die Streicher, die gegen Ende des Songs zu hören sind.
Der Ohrwurm dieser CD ist wohl „All on a Sunday" (4:04): leicht eingängig, melodiös und sehr gut zum Mitsingen.
„Goodbye to Yesterday" (4:39) ist ein ziemlich ruhig gehaltenes Stück, sehr wirkungsvoll und schön zum Entspannen.
Der letzte Song „The great Nothing" ist mit 27 Minuten der längste dieser insgesamt sehr gut gelungenen CD, einer, der einfach hörenswert ist. Ich frage mich immer wie man so viele musikalische Ideen in einem einzigen Stück so großartig unterbringen kann. Den „Beards" gelingt dies einfach immer wieder: Einige ruhige, sphärische Stellen (vor allem die E-Piano-Parts) zum Träumen, einige wiederum zum Abrocken, ausgefallene Keyboard- und Gitarrensoli, kurzerhand: alles stimmt!

Schlusswort: Die „Beards" beweisen auch mit diesem Album ihre kompositorische Kreativität und spieltechnische Qualität. Sie bleiben ganz klar ihrem Stil treu und hinterlassen typische Spuren, entwickeln aber trotzdem neue Ideen.
„V" ist ein grandioses Album, das in keiner CD-Sammlung fehlen darf! Kluge Köpfe besorgen sich übrigens das limitierte, elegante Digipack, äußerst informativ ist das Booklet und nebenbei mit sehenswerten Livefotos, u.a. von Uwe Thiesmann ausgestattet.

Tanja Baumeister

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