Besprechung von Edelgard Kleefisch
Der Erzählstil wird lebhaft und sehr informativ, auch wenn hin und wieder der Eindruck entsteht, dass die Autorin sich nicht immer an historische Fakten gehalten hat, so ist er doch sehr gut recherchiert. Man mag kaum glauben, dass im 12. Jahrhundert Frauen an wissenschaftlichen Schulen zugelassen waren. An der um 900 gegründeten Medizinschule in Salerno gab es tatsächlich weibliche Studentinnen. Auch bei den von Adelia gestellten Diagnosen wie Malaria und Cholera gerät man in Zweifel. In Nachschlagewerken findet man jedoch, dass die Malaria bereits bekannt war. Hinsichtlich der Cholera geht man hier erst von der Entdeckung im Jahre 1854 aus. Diese Diskrepanz mag aber an der Recherchequelle liegen. "Die Totenleserin" ist Ariana Franklins erster und hoffentlich nicht letzter Roman dieses Genre, das sie sehr gut zu beherrschen scheint. Fazit: "Die Totenleserin" erzählt die spannende Geschichte einer Pathologin im Mittelalter. Anfängliche Abstriche in Stil und Inhalt lassen darüber hinweg sehen, dass sich das Buch nach und nach doch noch zu einem gut gelungenen Historischen Roman entwickelt. Knaur, 480 Seiten, 19,90 Euro |