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Schnipsel

Susan Vreeland - "Mädchen in Hyazinthblau"

Eine Besprechung von Dieter Löckener

Zur Abwechslung mal ganz was anderes.
Zu klären ist die Frage, ob ein Bild Ratschläge erteilen oder Gefühle erwecken kann von Zärtlichkeit und Melancholie. Gibt es dazu sowas wie Komplizenschaft zu dem Gemalten, die Faszination, das halbe Tagesreisen zur Betrachtung auf sich zu nehmen ist dabei noch das normalste.
Susan Vreeland stellt ein Gemälde in den Mittelpunkt ihres zweiten Romans. Ist es ein echter Vermeer, der da, weil nicht signiert und ohne Geburtsurkunde, ganz privat unter New Yorker Kunstprofessoren begutachtet und diskutiert wird, dann wäre er wertvoll.

Statt etliche Experten zu bemühen dreht sich die Uhr ausnahmsweise mal rückwärts. Schritt für Schritt erfolgt die Erforschung der Geschichte des alle Betrachter beeindruckenden Werkes.

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Herausragend der geschilderte Schwächeanfall wegen eines makellos weissen Leinenkragens oder die mit der Zungenspitze entdeckte Kieferknochenschwiele als Berufskrankheit eines Geigers.
Weit ist der Weg zurück vom Nazibeutestück über Kammermusikabende zur holländischen Aristokratie in eine Zeit, in der die Künstler kein Fleisch auf dem Familienteller hatten und ihre Arbeiten gegen Brot eintauschen mussten. Aber in Armut, auch dass lehrt das Buch, gilt es die Schönheit der Kunst zu verteidigen, wenn es sein muss auch zu Lasten der unersetzlichen Saatkartoffeln.
Wer will, kann, auch das ist selten, ohne Schaden zu nehmen, das Buch auch beim letzten Kapitel beginnen.

Diana Verlag
238 Seiten
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