Besprechung von Edelgard Kleefisch
Meiner Meinung
nach braucht dieses Buch von Iny Lorentz den Vergleich mit
Historischen Romanen der Spitzenklasse nicht zu scheuen.
Geschichtlich aufgegriffen wird von der Autorin das Konstanzer Konzil von 1414--1418, welches von König Sigismund von Johannes XXII einberufen wurde, um die kirchlichen Zustände zu verbessern und die Ketzterei einzudämmen. Anfangs hat man sich auf viele Namen einzustellen, dies ist zwar etwas verwirrend, nach einigen Seiten ist man jedoch voll im Geschehen. Da die ersten Seiten über Gefallen oder Missfallen eines Buches entscheiden, hat sich Iny Lorentz darauf verstanden, den Leser sofort in den Bann der Spannung zu ziehen. Außer einigen Blessuren von groben Freiern, übersteht die Protagonistin viele Seiten des Buches. Die Gefahren von Geschlechtskrankheiten oder ungewollten Schwangerschaften dürften im Mittelalter eine große Rolle gespielt haben, werden aber in dem Roman völlig ausgespart. Das Fehlen dieser Faktoren stört den Handlungsablauf in keiner Weise, die Autorin ist es auch so gelungen die Geschichte glaubhaft darzustellen. Vielleicht hätte man auf diese Weise noch manche spannende Phase einbauen können. Überraschend war, daß der Jugendfreund Michel, der Marie nach der Vertreibung folgte, erst ziemlich zum Ende des Buches wieder in die Handlung aufgenommen wird. Fazit: Lesen, genießen und auf die Fortsetzung "Das Vermächtnis der Wanderhure" freuen.
Knaur, Taschenbuch
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