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Platten-, CD- und Konzertkritiken

Zenobia - "October"

House Master Records
(10 Titel, ca. 70 Minuten)

Der Berliner Formation ZENOBIA ist mit "October" eine großartige CD gelungen.
Um dies nachvollziehen zu können, möchte ich in ein paar kurzen Sätzen einige Songs beschreiben:

Rocking Chair (10:32 Minuten), der erste Song dieser CD, beginnt mit einer ruhigen E-Gitarren-Einleitung, der von einem rockigerem Teil abgelöst wird. In der Mitte des Stückes ist ein Keyboard-Solo wie von Marillion in frühen Tagen zu hören. Nach einer etwas ruhigeren Überleitung ist nach ca. 6 Minuten ein einfach bewegendes E-Gitarren-Solo zu hören, danach wieder eine schöne ruhige Piano-Stelle zum Träumen...

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Also: lange Instrumentalparts und abwechslungsreiche Melodien und Rhythmen hat dieser Song auf jeden Fall zu bieten.

Giants behind the Moon (6:45 Minuten) ist das am ehesten aus der Reihe fallende Stück dieser Platte: Es beginnt mit A-Capella-Gesang, hört sich etwas später an wie eine Art "progressive Rock-Rap". Das ist vielleicht etwas ungewöhnlich, aber aufgrund der Keyboard-Zwischenspiele durchaus gut anzuhören, aber lange nicht so abwechslungsreich wie der erste Song. Besser gefällt mir hier eher der zweite Teil, der etwas ruhiger gehalten ist.

Der dritte Track Falcon I (1:40 Minuten), der leider sehr kurz ausgefallen ist, hat in Bezug auf die Harmonik und Melodik etwas Fernöstliches. Akustik-Gitarre und E-Piano kommen zum Einsatz, was in dieser ruhigen Form passend zum Entspannen ist. Der anschließend einsetzende schwebende Keyboard-Sound ist die Krönung dieses Stückes.

Red Moon (11:00 Minuten) hat eine geniale Keyboard-Einleitung, die fröhlich und lebhaft ist. Ein ruhiger Gesangspart löst diesen Teil ab. Kurz und gut: Von der Melodie und vom Spannungsaufbau ist dieser Song einfach mitreißend. Hier taucht zum erstenmal die technisch verzerrte Stimme des Sängers auf. Charakteristisch ist hier der immer wieder auftretende mehrstimmige Gesang.

Am Schluss ist nochmals der Refrain "Red Moon" zu hören: diesmal mit einer melodiösen E-Gitarre im Hintergrund, die nachher den instrumentalen Zwischenteil übernimmt.

Pretending / Believing (5:35 Minuten) ist der Ohrwurm dieser CD. Zunächst beginnt er mit einer ruhigen instrumentalen Einleitung, zu der etwas später Gesang (schön sentimental!) hinzukommt. Kommentar: gut geeignet für verregnete Herbsttage.

Daydreamer (5:45 Minuten) hat zuerst einen sehr straighten Rhythmus, der nach kurzer Zeit in einen interessanten Dreiertakt wechselt. Hier ist wieder die technisch verzerrte Stimme zu hören, die in diesem Zusammenhang an die "Red Hot Chilli Peppers" erinnert.

Der siebte Song Falcon II (1:57 Minuten) - fast so kurz wie Falcon I - ist wieder etwas bedächtiger gehalten, vielleicht als mystisch zu beschreiben und geht in das nächste Stück über.

Der Song Only for the Moment (12:50 Minuten), der zuerst etwas Indianisches hat, ist auf jeden Fall hörenswert. Die genialste Stelle wird nach 11 Minuten erreicht: ein klasse E-Piano-Solo wird den Zuhörern geboten. Das rockt ab!

October (10:55 Minuten) ist zunächst der Kontrast zum Ausgang des letzten Stückes, da es sehr getragen anfängt. Kennzeichnend hierfür ist das E-Gitarrensolo ab der achten Minute, das sich bis zum Ende dieses Songs hinzieht (natürlich im positiven Sinne!) und dann in den nächsten und letzen übergeht.

Die CD nimmt mit dem letzten Stück Falcon III (2:15 Minuten) ein sehr ruhigen Ausgang.

Abschließend lässt sich sagen, dass dies eine sehr gut gelungene CD ist, die neben ihren zahlreichen ruhigen Stellen auch kontrastreiche Teile besitzt. Auf jeden Fall ein "abgerundetes" Werk.

Für diejenigen, die diese Band noch nicht kennen: Besucht mal einen Live-Auftritt. Bei der Progparade 1999 in Bonn-Bad Godesberg haben Zenobia nicht nur mich, sondern fast alle Zuschauer überzeugt. Es lohnt sich auf jeden Fall. Möglicherweise ist Zenobia eine oder die deutsche "Prog-Rock"-Hoffnung!

Tanja Baumeister

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