Mit fast magischer Verführungskraft ziehen seine
originären Wortschöpfungen und die erfrischende, aber nie
überstrapazierte Bildhaftigkeit den Leser in einen Tiefenraum
dyonisicher Daseinslust, in dem der selbstironische Spötter
und der rauschhafte Utopist mal feinsinnig, mal brachial die Denk-
und Handlungsmöglichkeiten eigener Schöpfungskraft und
Obsessionen ausloten; auch in erotisierten Stimmungen, die sich
lasziv-elegant in Sehnsuchtsmotiven widerspiegeln ohne je
pornographisch zu wirken.
Bei seinem Sprachreichtum hat Zoch es nicht nötig,
amalgamierte Versatzstücke aus der Metaphernkiste
‘Schongehört’ rauszukramen oder Worte anzuheuern;
sie entwachsen ihm, weil er ganz bei der Sache und bei sich selbst
ist.
Dass er zudem über ein elaboriertes kulturelles Repertoire
verfügt, blitzt in vielen seiner Texte auf und öffnet
unerwartete Interpretationsräume, schafft Konnotationen und
eine semantische Komplexität, die zum Immer-wieder-Lesen und
weiterem Entdecken reizt.
Michael Zochs “Andolina Stereo” hat diesen
kraftvoll-groovenden Ton mit bisher ungehörten Facetten in
einem nuancenreichen HiFi-Sound, der wohl alle Kenner und Liebhaber
zeitgemäßer Lyrik zu betören vermag.
wf
Was Wir Sind
zeichensprache allenthalben
rückgrat künstlich aufgeschäumt
leuchtraketen wissensbisse
eckzahn am lagunensaum
wir wie strandgut
windgefiedert
wildbrett jeder
wort für wort
sperrgebiete tintenfässer
aufgefüllt mit zeugungswut
binsenweisheit steroide
anabol ins hier gespritzt
warzenschweine segeltücher
zwei in eins durch fünf geteilt
büffelkinder gischtgestalten
wasser tropft auf gänsehaut
trunkenbolde zungenfischer
leberflecken glatt geleckt
zwischenräume untermengen
zirkel du und ich dein kreis