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Schnipsel

Du gingst ohne Worte

Du gingst ohne Worte, gingst in der Morgendämmerung, die ich so liebe!

In meinen Träumen bist du schon vor langer Zeit gegangen. Du hinterließt ein Schweigen, eine Leere. Du gingst ohne meine Tränen, nun bist du fort, bist in den Tod, die Erlösung, in die Unkenntlichkeit des ‘Nicht-Seins‘ uns entglitten.

Bist du glücklich dort? Dort, wohin ich dir nicht folgen kann? Dort, wo sich Sein und Nicht-Sein treffen?

Ich habe dich so oft in meinen Träumen gebadet, gebadet in einem Meer aus Blüten-Blättern, in einem halbdunklen Raum, in einer Badewanne mit Zinkfüßen.

Ich roch Tod und Leben zugleich; die alten Holzlatten am Boden, auf denen sich Blüten-Pfützen bildeten, knarrten und ich beugte mich über deinen müden, von Erinnerungen und Zeit geschundenen Körper.

Du warst so müde, so glücklich, so still und Schlaf drang durch die Latten am Boden, entfaltete sich in seiner ganzen Wohltat, durchbrach das Blütenwasser und du strecktest dich ihm entgegen. In meinen Augen war er dein Feind, mein Feind, der Feind deines Lebens, doch du empfingst ihn mit weit geöffneten Armen.

Dein Atem ging ruhiger, dein Herz schlug langsamer und ich weinte mattrosa Blütenblätter auf deinen schlafenden Körper!

(am 4.4.2000, einen Tag nach dem Tod der Großmutter von Laura Rumich)


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