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Schnipsel

Die wahre Dunkelheit

Das Mondlicht bricht trüb die Schatten. Ich zerbreche an diesem stillen Nichts. Wässriges Licht, das sich in mein Herz brennt. Ich verfolge meine Vergangenheit, die sich, wie es mir scheint, in eine ungewisse Zukunft zu flüchten versucht. Ich will nicht denken. Ich will nicht sehen. Ich will nicht hören. Ich spüre die Schatten, die sich durch meine Haut fressen, tief und tiefer in eine unentdeckte Region.

Nein, ich habe keine Angst, nein wirklich dieser gewaltsame Einbruch ängstigt mich nicht. Ich sitze ganz still und lausche der milchigen Dunkelheit. Sie schien mir immer so bekannt, so nichtssagend. Doch jetzt flüstert sie, flüstert mir ihre, meine Geschichte zu. Doch ich will nicht hören. Ich schreie! Ich höre meinen Schrei von fern, der wie zart gekräuseltes Seidenpapier durch die flimmernde Mondlichtluft irrt. Es ist wieder still. Die Dunkelheit ist verstummt. Doch ihr Flüstern hallt in mir, es ist, als sei ich ihre Botschafterin.

Ich schüttel mich, versuche dieses kratzende Flüstern abzuwerfen. Mir scheint als bohrten sich die langen Krallen der Dunkelheit in meinen Nacken. Ich will dies Flüstern in mir tragen. Mein Körper schluckt, wirft das kratzende Hallen ab. Nun liegt es vor mir, einer sich windenden Schlange gleich. Ihre rot schimmern-

den Augen sprühen Funken. Ich blicke auf sie herab, auf die wahre Dunkelheit. Die schwarzen Flecken, die soeben noch mein Herz beschatteten, schwinden, hüllen nun die Schlange ein, zerfressen ihre Haut, greifen sie und tragen sie fort.

Da sitz ich nun, langsam steigt die Sonne empor, streckt ihre goldenen Arme aus, ein kindlicher Gleichmut packt mich. Das gelbe Licht streichelt meine Wange, hält nun die Dunkelheit von mir fern, so fern, in diesem Moment scheint sie mir so absurd.

25.9.1999 von Laura


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