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Schnipsel

Ewige Eile

„Beeilung," denke ich, „verdammt noch mal, du willst doch heute nicht zu spät kommen." Ich blicke mich im Spiegel an.

Es wird ein besonderes Treffen sein, es wird im Schein des Alltags versteckt stattfinden, leise, mit Aufruhr in den Worten und anderen Gedanken. Ich weiß es, denn die Schluchten zwischen Logik und Wahnsinn werden heute noch schmaler als sie ohnehin schon sind, denn wir werden uns durch die Logik fressen wie Parasiten, von ihr leben, uns durch sie durchleben bis zum Wahnsinn. In unseren Worten werden wir uns nahe kommen, vielleicht sehr nahe.

Ich verlasse die Wohnung; die Absätze meiner Schuhe klackern auf den Stufen unseres Treppenhauses. Die Tür fällt hinter mir mit einem lauten Donnern zu, das Eben bleibt zurück.

Es ist kalt und ich binde meinen Mantel fester, schnüre mich ein in die schützende Haut der "Schönheit". Die Bahn hat Verspätung, ich setze mich, die Bank ist hart und der Wind rüttelt das Haltestellen-Häuschen.

Ich habe meine Armbanduhr vergessen, nun bin ich zeitlos. Autos fahren an mir vorbei, viele Autos, sie alle starren mich an, mit ihren Scheinwerfer-Augen. Meine Füße sind taub vor Kälte. Die Bahn kommt.

© Laura Rumich


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