Dabei bleibt Ferry aber nicht stehen, sondern
er schlägt einen Bogen von Husserl über Heidegger in die
Gegenwart, für die er jenseits von Skeptizismus und Dogmen
jeglicher Art einen neuen Humanismus der liebenden Selbst- und
Mitverantwortung fordert - weit über den herrschenden
oberflächlichen Pluralismus hinaus.
Als didaktischen ‘Roten Faden’ hat Ferry die “klassische” Einteilung der Philosophie in “Theoria” (Erkennen der Realtität), die “Ethik” (zwischenmenschliches Verhalten und Gesetze) und die “Weisheit” (Suche nach dem persönlichen Lebenssinn) gewählt, anhand derer er die Zusammenhänge und Schlussfolgerungen der geistigen Prozesse verdeutlicht und mit vielen Beispielen erhellt. Natürlich können auf gut dreihundert Buchseiten die komplexen Verflechtungen der Geistesgeschichte nicht in aller Tiefe dargestellt werden, mancher wichtige Denker, manche bereichernde Nebenströmung muss sich mit einer kurzen Erwähnung begnügen, doch der Einstieg zum Verständnis der Zusammenhänge gelingt Ferry mit seiner gut verständlichen Schreibe, zumal er weitgehend ohne akademisches Fachgedöns auskommt. Seinen Lesern, denen Ferry im vertraulich-dialogischen Duz-Ton begegnet, macht er jedenfalls klar, dass Philosophieren keine Zitate-Klopperei bedeutet, sondern die Möglichkeit, ein reflekierendes Bewusstsein über das Bewusstsein zu entwickeln und für jeden Denkenden auf die Frage ‘Was soll ich tun?’ Antwortoptionen bereit hält. Keine “ex-und-hopp-Lektüre”, sondern Anregung zu eigenem kritischen Denken - fundiert und mit Schmackes. “Leben lernen: eine philosophische
Gebrauchsanweisung” - von Luc Ferry |