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Schnipsel

Einsame Gruppe

Unordnung in meinem Kopf. Chaos. Was soll man denken? Ich versuche klare Sicht zu bekommen, doch da ist nur Nebel, verschlingender Nebel, besitz ergreifend, lässt mich schaudern.

Ich überlege, Überheblichkeit oder Ablehnung? Was fühle ich? Vielleicht beides?

Krach, der nichts mit mir zu tun hat, es ist, als säße ich hinter einer Scheibe und betrachte dies rege Treiben, höre laute helle, kreischenden Stimmen, die Wirrwarr reden, irgendwie gedämpft. Die Gesichter verziehen ihre Münder, kräuseln ihre Nasen, verzerren ihre Grimassen zu einem Gelächter, freundlich, hämisch, belustigt, überrascht.

Manche versuchen neugierig an meine Scheibe zu klopfen, doch sie sehen und verstehen nicht, werden durch ihre eigene nicht befriedigte Neugier aggressiv, fangen an zu lästern, hässliches Lästern.

Was sind das für Menschen? Sie reden oberflächlich, reden ohne zu hören oder gehört zu werden, fühlen sich stark in dieser Gruppe ohne Zusammenhang, doch sie merken es nicht, wollen es nicht bemerken, die Einsamkeit, die auf jedem von ihnen sitzt wie kalter klebriger Honig, verstopft ihre Poren, ihr Verständnis.

Sie brauchen die Anerkennung, mit der sie sich gegenseitig wegen belangloser Dinge auszeichnen, und doch wünscht sich jeder von ihnen Wärme, sie kriegen Wärme, Wärme, die eigentlich kalt und nass wie Schnee ist. Doch sie merken es nicht, wollen es nicht merken. Sie wollen oder können so viel nicht merken, streifen das Verständnis ab, wie eine Schlange ihre alte Haut, und glauben in der neuen zu glänzen.

Das Wirrwarr wird nun eine kurze Zeit geführt, dieser Haufen formt sich in eine überschauliche Menge und guckt nun gespannt auf die gerade eingetroffene Unterhaltung.

6.8.1999 von Laura Rumich


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