Schnipsel

Ludwig Hohl
"Die Notizen oder von der unvoreiligen Versöhnung"

Aus Werner Friebels Nachtkästchen
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Dieser fast völlig verkannte Denk- und Sprach-Revoluzzer gehört nach wie vor zu meinen Favoriten, wenn ich 'n Kick im Schreib- oder Lese- oder Unruhe-Kopf suche...
Sein Hauptwerk "Die Notizen oder Von der unvoreiligen Versöhnung" liegt bei mir immer im Nachtkästchen - für den Fall kopfmäßiger Leere bei gleichzeitiger Lust auf'n Schuß Boshaftigkeit...
Hohl hat als Form für seine Arbeit eine genre-überschreitende Mischung gewählt:
Aphorismus, Traktat, Kurzprosa, Gedicht, Zitat - Alles fügt sich zu einem offenen Schreibsystem mit dennoch inhaltlich und formal aufeinander abgestimmten Texten in verschiedenen Abschnitten ("Vom Arbeiten", "Vom Unerreichbaren und Erreichbaren", "Vom Schreiben", "Vom Tod" etc.)

Seine Sprache ist so genau, daß sie wie gemeißelt wirkt und doch lebt dieses organisch gewachsene und durchdachte Gebilde von einer erfrischenden Subjektivität.
Er wollte nie als Aphoristiker bezeichnet werden, als zu komplex sah er seine Schreibe an, - und dennoch: Man kann auch Einzelnes von ihm herausgreifen und sich eben diesen Kick damit "hohlen", von Lichtenberg, Proust, Goethe und Anderen freundlich mitgegrüßt

Lassen wir ihn selbst ein paar Sätze aus seinen "Notizen" dazu sagen:

"Einer von den großen Unglücksfällen ist, dass die Menschen nicht Reden wollen.
Nur Schwatzen oder Schweigen."

"Und Schweigen, sagen sie, sei Gold. Wie gewaltig muss das Minus ihres Redens sein, dass ihm gegenüber schon das Nichts gleich Gold zu setzen ist."

"Die ganze Kunst des Schreibens besteht darin, dass man kein Wort verwende ohne volle Verantwortung."


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