Auch ohne Philosophiestudium und naturwissenschaftliches Spezialwissen lassen sich Pauens Argumentationsketten nachvollziehen, weil er sie, ähnlich wie seinerzeit Hofstaetter, in einen dialektischen Diskurs stellt und seine Positionen daraus nicht als Glaubensbekenntnisse, sondern als (vorläufige) Denkergebnisse destilliert.
Die im ersten Teil des Buches gewährten ausführlichen Einblicke in die historischen Diskussionen um unser jeweiliges Daseinsverständnis in Philosophie, Religion und Psychologie tragen sehr viel dazu bei, die Wechselwirkungen zwischen naturwissenschaftlichem Fortschritt und humanem Selbstverständnis zu erhellen.
Was natürlich auch, wie am Ende des Buches dargestellt, ethische Konsequenzen hinsichtlich der Manipulationsmöglichkeiten des menschlichen Gehirns hat (operative Eingriffe, Psychopharmaka, Implantate, Neuroenhancement).
Und gerade weil wir in diesen Fragen abwägen können, spricht Nichts dagegen, dass wir uns selbst nach wie vor als frei und verantwortlich handelnde Wesen begreifen können.
Der Autor:
Michael Pauen, Jahrgang 1956, ist Professor für Philosophie an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg. Er veröffentlichte zahlreiche Bücher zum Verhältnis von Neurowissenschaften und Philosophie und zu Fragen des Bewusstseins. 1997 erhielt er den Ernst-Bloch-Förderpreis.
|