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Schnipsel

Der vergängliche Schmerz

Der Schmerz, den ich las, in mich aufnahm und zu meinem eigenen machte, treibt mich zur Bewusstlosigkeit, stößt mich in einen Teich, auf dessen Grund silberne Fische schwimmen. Lässt mich kaltes Wasser atmen. Und dort in der Tiefe, dort, wo die silbernen Fische schwimmen, wo mein Haar die Nässe aufsaugt und meine Lunge unter dem Einatmen des kalten Wassers bebt, finde ich meinen eigenen Schmerz in Form von Worten wieder, wie er so zwischen den silbrig-glitzernden Fischen treibt.

Ich sinke tiefer, versinke. Wassermassen begraben mich; ich sinke, bis ich rauhen Sand unter meinen Sohlen spüre, und die Worte sich wie glitschige Aale um meine Waden winden, mich zum weilen zwingen, noch kann meine Lunge das Wasser aufnehmen. Tränen quillen aus meinen Augen, sind die salzigen Tropfen des Teiches, perlen auf den glitschigen Leibern der Aale ab und fallen inmitten der rauhen Körner.

Die silbrigen Fische sind die einzigen Lichter; die Sonne, die so weit irgendwo dort oben, schickt Lichtpfeile auf ihre Pailletten ähnlichen Schuppen, und ich, so tief, sauge mit letzter Kraft ihr Licht in mich auf. Doch die Aale lockern ihren Griff nicht und ich atme nun kein Wasser mehr, sondern den Tod inmitten von Silber-Fischen, Salz-Tropfen und Wort-Aalen.

am 1.1.2000 von Laura Rumich:
An ein Buch - 'Brücken der Sehnsucht' -,
das einen unbekannten und doch vertrauten Schmerz in mir wachruft!


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