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Schnipsel

Türrahmen-Junge

Ich sehe dich, du stehst im Türrahmen, doch du bist NICHT da, und der "Türrahmen-Junge" nur ein Bild, das ich hinter meinen geschlossenen Lidern sehen kann, ein Bild, so tief eingefleischt in die durchscheinende rosa Haut, so lebendig, je mehr ich meine Augdeckel zusammenkneife.

Geh nicht, lass mich sehen, wie du im Türrahmen stehst, mich unverwandt anschaust. Mein Herz rast, während ich deine schnell aufeinander folgenden Bilder wie in einem Kino vor mir sehe, Bilder auf meiner Augenlider-Leinwand. Aber es sind nur alte, schon längst vergangene Bilder, schon ein bisschen rissig, fleckig. Doch es sind MEINE Bilder, mit denen ich mich Tag für Tag quälen kann, die meine Erinnerungen unterstreichen. Sie sind das einzige Halfter, mit dem ich dich zügeln kann, mit dem ich dich bei mir halten kann. Du wirst sie mir NIE nehmen können, denn ich verstecke sie, verstecke sie hinter meinen Lidern und immer wenn der Vorhang fällt, habe ich dich für mich allein, habe dich somit in der Vergangenheit festgehalten.

(am 19.1.2000 von Laura Rumich)


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