media animati.gif 4ways
Schnipsel

Realer Wachtraum

Es ist kalt geworden. Der Wind stößt das salzige Wasser in sich kräuselnden Wellen, wie Reispapier an die Ufer des Strandes. Bringt Muscheln, Korallen und Steine mit sich. Der Sand so fein, so weich, einem Perserteppich gleich. Ein kleines Segelschiff scheint den Horizont zu streifen, zwischen Himmel und Erde treibt es dahin.

Verstohlen bricht die Sonne durch die wattigen Wolken. Das Meer sprüht Lichtfunken. Das Leuchten schwappt nun unaufhaltsam in den Sand, in die Palmen, glitzert auf den glänzenden Leibern der Fliegen, lässt das Gefieder der Vögel schillern.

Die wuchtigen Wedel der Palmen beugen sich dem Wind, ihr Grün saugt das Licht auf. Die Sonne steht hoch, strahlt getrübt, wirft schemenhafte Silhouetten in den Sand. Trotz des Wolkenmeers brennt ihr Licht heiß auf der Haut, wie sich in die Haut bohrende Nadelspitzen. Doch es ist wohlig, sie scheint so nah zu sein. Ihr Stechen ist tröstend.

Hier bin ich dem Moment so nah. In einem realen Wachtraum.

geschrieben am Strand von Mauritius Mitte Oktober 1999 von Laura


zum Tagebuch-Inhalt      Jugendliteratur      Schnipsel-Hauptseite