Schnipsel

"Wellenbrand"
- Gedichte von Michael Zoch

Impression von Werner Friebel

Der Mann scheint tatsächlich noch Spaß am Dichten zu haben.
Statt sich - der Modernen Lyrik ohne Leserschaft geziemend - hübsch belanglos mit der Verarbeitung des eigenen Narzissmus und der Unerträglichkeit des banalen Alltags zu beschäftigen, wuchtet er dem "hohen Ton" zum Spott kraftstrotzende Bilder in den Raum der freien Metrik.
Mit dem Biss der Selbstironie ist gut ficken und des Spießers Vorgarten nach fleischlosen Leichen umgraben - perfekten Titten zum Trotz aus Gedanken Klänge keltern, mit dem guten Gefühl eines frisch gewaschenen Schwanzes in den Briefkasten schauen und den Tag nach grau stinken lassen.

Ja, da liegen Sie wohl nicht ganz falsch, wenn Sie hinter dem Autor Michael Zoch einen radikalen Anarchisten vermuten, der die Milch der Welt aus des Mondes Wunderbrüsten saugt und mit seinen Brüdern aus des Lebens Freudenkelch säuft.
Aus diesen Drogen destilliert er die druckvolle Rhythmik und wegelagerische Metaphorik seiner Sinn- und Lautgefüge zu ungewöhnlichen Formen mit fast kristallinen Strukturen.
wellenbrand.jpg

Die etwa 100 hier im "Wellenbrand" gesammelten Gedichte gieren mit ihrem Humor und ihrer Sinnlichkeit nach Lesen in einem Zug, und das nicht nur einmal.
Und wenn ich ihn doch mal zurück ins Regal stell, hat der Wortekasper Mick Zoch seinen Platz neben Robert Gernhard und Charles J. Gray.

Hager Verlag, A - Stolzalpe
131 Seiten, € 11,90
Bestellmöglichkeit hier!


HP von Michael Zoch        Interview mit Michael Zoch        Rezi-Übersicht      Schnipsel-Hauptseite





© media animati.gif 4ways